Nicht kopieren, selbst kapieren – Die Lorrx Finanzstrategie

Bevor ich spannende Finanzprodukte betrachte, gebe ich dir Einblicke in meine Asset Allocation, welche auf drei Säulen fusst. Ich nenne sie die Lorrx-Strategie.

Als junger Erwachsener mitte 20 fragt man sich allmählich, was man vom Leben erwarten kann. Bis zu diesem Zeitpunkt hat man noch ein relativ geringes Einkommen, da die Berufserfahrung noch nicht hoch genug ist. Man schlägt sich so durch, lebt von Monat zu Monat und versucht die Ausgaben möglichst klein zu halten. Neben der Miete, dem Essen und einigen Hobbys, sollte man auch noch ein Studium bezahlen. Da bleibt zum Sparen nicht mehr viel übrig.

Liegt aber mal ein wenig Geld mehr auf der Seite, fragt man sich, was man nun damit anstellen soll. Der Konsum ist dabei eine mögliche Variante, dem wohl auch viele nachgehen. Jedes Jahr in die Ferien fahren oder ein Auto sein Eigen nennen zu dürfen, stehen dabei ganz oben auf der Liste. Für mich war aber immer klar, dass dies nicht nachhaltig sein kann. Was geschieht bei einem Erwerbsausfall? Kann ich grössere Ausgaben verkraften, oder ist dann zu viel Monat für zu wenig Geld übrig? Kann ich mir die Wohnung noch leisten, wenn ich Single bin oder meine Freundin schwanger oder arbeitslos wird?

Das Ziel war also klar. Ich musste mich langsam aber sicher mit meiner finanziellen Zukunft beschäftigen. Aber ich bin ja nur Informatiker und kein Bänker. Ich habe doch gar keine Ahnung von Geldgeschäften – und ehrlich gesagt interessieren mich diese auch nicht. Sind so oder so alles Kriminelle in diesen Banken. Investieren können nur reiche Leute; für mich machen die nicht einmal die Tür auf. Für meine Beträge lohnt sich auch der Profit nicht, was sind schon 5% – 10% pro Jahr von CHF 2’500.-. Da lohnt sich der Aufwand nicht.

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Kennst du auch solche Aussagen aus deinem Umfeld oder deiner Verwandtschaft? Auch ich habe lange nicht investiert, aufgrund solcher oder ähnlicher Annahmen. Bis anhin konnte ich ca. CHF 10’000.- ansparen. Diese waren zur freien Verfügung gedacht, wenn ich mir mal was grösseres gönnen wollte. Ausserdem war mir damals nicht wirklich bewusst, was Inflation bedeutet und habe nicht verstanden dass Kleinvieh eben auch Mist macht.

Meine Welt begann sich aber zu wandeln, als ich aus Zufall den Kanal von Finanzfluss gefunden habe. Das Video, das mir vorgeschlagen wurde hatte das Zwei-Konten-System zum Thema. Kurz gesagt geht es in dem Video darum, dass man aus psychologischen Gründen seine Finanzen thematisch trennen soll. Ich hatte zwar bereits ein Lohn- und Sparkonto, jedoch waren beide für mich als Konsum-Konto gedacht.

Finanzielle Bildung einfach nachholen bei Finanzfluss

Da mich dieses Konzept überzeugt hatte, schaute ich weitere Beiträge von Finanzfluss an und kam schnell zum Schluss, dass ich an meiner aktuellen Situation dringend was ändern muss. Denn immerhin war ich da bereits 27 Jahre alt.

Übrigens: Videos sind ein gutes Medium, wenn man Zeit und Ruhe hat. Persönlich kann ich keine Videos in öffentlichen Verkehrsmitteln geniessen, da ich mich immer beobachtet fühle. Aus diesem Grund wechsle ich dann auf einen Podcast, da das Smartphone dann auch in der Tasche verschwinden kann. Der Finanzrocker, der im Moment meine erste Anlaufstelle ist, bespricht dabei entweder alleine oder mit durchaus interessanten Gästen Finanzthemen.

Zu empfehlen: Der Finanzrocker Podcast von Daniel Korth

Ich wusste also, dass ich sofort mit dem Investieren beginnen muss. Anhand der Videos und Podcasts, die ich in dieser Zeit konsumiert habe, habe ich mir eine 3-Säulen-Strategie angelegt. Das Ziel einer Finanzstrategie soll aus meiner Sicht sein, Geld zu sparen und trotzdem noch handlungsfähig zu bleiben, indem man sich nicht zu sehr einschränkt. Zu diesem Zweck habe ich mir eine Strategie aufgebaut, die sowohl Investitionen fördern jedoch auch Liquidität erhalten soll.

Folgend möchte ich dir zeigen, was ich mir dabei überlegt habe. Aufgrund der Risikominimierung habe ich versucht, die Anlageklassen, Regionen, Branchen und Anbieter zu diversifizieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich hierbei noch Veränderungen oder Vereinfachungen vornehme.

Derzeit habe ich eine Netto-Sparquote von rund 30%, die ich monatlich auf die einzelnen Werte aufteile. Sollte mehr Geld durch Nebentätigkeiten zur Verfügung stehen, so nutze ich dieses, um das bestehende Portfolio zu rebalancen. Die Sparquote wird wie folgt aufgeteilt.

Notgroschen

Das aus meiner Sicht Wichtigste beim Thema Geldanlage ist, dass man nicht unnötig hohe Risiken eingeht und/oder nicht für Krisen gerüstet ist. Da niemand wissen kann, was in Zukunft geschieht, sollte man aber dennoch ein gewisses finanzielles Polster aufbauen. Aus diesem Grund habe ich mir einen Notgroschen von vier Monatsgehältern erspart, der in Cash auf dem Bankkonto liegt. Dieser dient als eiserne Reserve und ist eigentlich nicht Teil der Asset Allocation. Um die Inflation ein wenig auszugleichen, erhöhe ich diesen Sparbetrag jedes Jahr um 2%. Zwar war die Inflationsrate in der Schweiz in den letzten Jahren niedriger, jedoch halte ich auch Werte in Euro und US-Dollar. Aufgrund meiner Ausbildung als gesuchter Informatik-Ingenieur und das Fehlen eigener Kinder, denke ich, dass dieser Betrag im Moment ausreichend ist. Allerdings habe ich bereits festgelegt, dass sich für jedes Kind der Notgroschen um ein Monatsgehalt erhöhen wird.

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Der Notgroschen wird dann verwendet, wenn unvorhersehbare Ereignisse eintreten. Dazu zähle ich persönlich eine plötzliche Kündigung, das Erfordern von Selbstbehalten bei Versicherungen durch Unfälle oder das Ersetzen eines für den Alltag wichtigen Gegenstands. Somit ist der Notgroschen nicht für den Konsum wie beispielsweise Ferien gedacht. Vielmehr soll damit eine Krise überbrückt werden, wenn die Reserven aufgebraucht sind.

Reserven (20%)

Damit nicht bei jeder grösseren Anschaffung, für Urlaube oder Versicherungs-Selbstbehalte der Notgroschen herhalten muss, habe ich für mich definiert, dass ich einen gewissen Teil (20%) meiner Sparrate als Reserve anlege. Dabei handelt es sich um finanzielle Mittel, die sehr Liquide sein müssen, um Unvorhergesehenes rasch abfedern zu können. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Reserven auch mal angeknabbert werden, wenn ein grösserer Urlaub ansteht. Allerdings muss die Liquidität danach bis ende Jahr wiederhergestellt werden. Ziel ist es also, die Reserven stetig zu erhöhen, auch wenn es zwischenzeitlich Rücksetzer geben darf.

Das Zinsniveau bei Schweizer Banken ist wie überall nicht mehr viel wert. Derzeit bekomme ich für mein Sparkonto bei der Kantonalbank (immerhin) noch 0.01% p.a. Allerdings beträgt die Inflationsrate für 2020 bereits -0.7%. Das bedeutet, dass ich im Jahr 2020 einen Kaufkraftverlust von 0.69% bewältigen musste. Das Sparkonto hat jedoch den entscheidenden Vorteil, dass es sehr Liquide ist und ich zu jeder Zeit mein Geld abziehen kann. Demnach bin ich bereit, einen Teil meines Vermögens auf dem Sparkonto zu lassen, um diesen Vorteil ausnutzen zu können.

Von den 20% des Reserveanteils, verschiebe ich 75% auf das Sparkonto. Der restliche Viertel Teile ich auf Edelmetalle (15%) und einen Aktienfund (10%) auf. Die Edelmetalle sollen den Wert erhalten, wenn ich die Liquidität nicht brauche. Somit kann ich die Inflation wenigstens ein bisschen abfedern. Der Aktienfund ist meine allererste Investition. Es handelt sich dabei um einen aktiv gemanagten Fund, der 1.1% p.a. an Gebühren kostet. Das ist zwar relativ viel, allerdings kann ich auch hier jederzeit meine Mittel entnehmen. Ich werde jedoch den Einsatz dieses Funds beim nächsten Strategiewechsel überdenken, da er im Vergleich zu passiven Indexfunds relativ teuer ist. Dennoch konnte dieser Fund im Jahre 2020 eine Performance von netto 3.68% verzeichnen, was die Inflation schlägt.

Vermögensaufbau (50%)

Die Hälfte der Sparrate wird für den klassischen Vermögensaufbau genutzt. Die Gewinne aus diesen Investitionen sollen mir irgendwann einen Teil meines Einkommens ersetzen. So hätte ich die Möglichkeit, mein Arbeitspensum zu reduzieren, um mich um Familie oder Hobbys vermehrt kümmern zu können. Einfach gesagt: Ich möchte mir Lebenszeit zurückkaufen. Diesen Teil stelle ich dabei wie folgt auf.

Der grösste Teil wandert in mein ETF (Exchange Traded Funds) Depot (80%). ETFs sind kostengünstige Produkte, die einen Index abbilden und somit breit diversifiziert sind. Mit dem Kauf eines ETFs kann man so in mehrere (tausend) Unternehmen gleichzeitig investieren. Dies verringert das Klumpenrisiko einer einzelnen Aktie. Für mein Depot habe ich mir die folgenden ETFs ausgesucht.

Grundsätzlich fusst diese Strategie auf einer 70/30 Strategie mit MSCI World (70%) und MSCI Emerging Markets (30%). Allerdings ist mir der Anteil der USA mit derzeit ~65% etwas zu hoch und der Europäische Anteil etwas zu klein. Aus diesem Grund habe ich den STOXX Euro 600 beigemischt, der 600 Werte enthält, was der Diversifizierung hilft. Um meinen Spieltrieb zu befriedigen wählte ich ausserdem noch einen ETF, der meinem Heimatmarkt abbildet. Beim Property Yield handelt es sich um einen REIT ETF, der meine Dividenden etwas pushen soll. Ich will ja irgendwann einmal signifikantes Einkommen damit erzielen. Alle ETFs sind ausserdem in der ausschüttenden Variante in meinem Depot, da ich mit den nicht genutzten Dividenden rebalancen will.

Etwa 15% meines Aufbaubudgets investiere ich in vier verschiedene Arten von P2P-Krediten. Diese sind alle zu je einem Viertel gewichtet und umfassen KMU-Kredite in der Schweiz, Privatkredite in der Schweiz und in Osteuropa sowie Immobilienkredite. Das Konzept dabei ist aber immer etwa gleich. Über eine Plattform leiht man sein Geld einem Kreditnehmer für einige Zeit und erhält dafür Zinsen. Das Risiko besteht dabei darin, dass ein Kreditnehmer die Raten nicht mehr begleichen kann und man im äussersten Fall den Geamtbetrag verliert. Darum ist es auch bei diesem Thema wichtig, die Kreditnehmer zu diversifizieren und nicht zu viel Kapital in ein Projekt zu investieren.

Die letzten 10% investiere ich in 20 verschiedene Kryptowährungen. Keine Angst, dieses Thema werde ich zu einem späteren Zeitpunkt näher beleuchten. Gesagt soll aber sein, dass alle ausgewählten Coins und Token ein für mich sinnvolles Projekt beschreiben. Allerdings handelt es sich hierbei um sehr volatile Assets, welche mit Vorsicht zu geniessen sind. Natürlich hoffe ich, einen Gewinn aus meinem Investment ziehen zu können, bin mir aber bewusst, dass ich das Meiste verlieren kann. Ich investiere darum nur jenes Geld in Kryptos, das ich bei Verlust verschmerzen kann.

Vorsorge (30%)

Die dritte und letzte Säule in meiner Strategie beinhaltet die Altersvorsorge. Dabei nehme ich eine Schweizer Besonderheit in Anspruch. Die so genannte Säule 3a ermöglicht es CHF 6’883.- pro Jahr und Person zu sparen und diesen Betrag dann von der Steuer abziehen zu können. An dieses Geld kommt man dann auch bis zu Pensionierung (oder bis zum Eintreffen eines Spezialfalls) nicht mehr ran. Das Ziel meiner Strategie ist also, diese Summe voll auszuschöpfen. Aus diesem Grund werden derzeit auch monatlich vom Vorsorgebudget 90% hier gespart. Das ersparte Geld wird dann durch meinen Anbieter zu 97% in Aktien-ETFs global angelegt. Weitere Informationen dazu folgen.

Die übrigen 10% teile ich gleichmässig in ein 70/30 ETF Portfolio und Bitcoin auf. Das ETF-Portfolio (MSCI World / MSCI Emerging Markets) ist dabei lediglich als «Überlauf» gedacht, im Falle, dass die Säule 3a bereits voll ist. Bitcoin ist als weitere Diversifikation auch in der Vorsorge enthalten. Allerdings habe ich keine Alt-Coins sondern vertraue dabei auf die derzeit kapitalstärkste Kryptowährung.

Humankapital

Nebst dem Vermögensaufbau ist auch eine Investition in das Humankapital sehr wichtig und auch profitabel. Persönlich habe ich seit der regulären Schulzeit nie ein Jahr ohne eine Ausbildung durchgebracht. Nach der Lehre folgte (nach dem obligatorischen Armee-Dienst) eine Weiterbildung zum Dipl. Techniker Informatik HF. Da ich noch mehr Wissensdurst hatte, schloss ich direkt den BSc Informatik FH an, worauf nun eine Weiterbildung im MAS Data Science FH folgt. Nach jedem Abschluss, durchschnittlich alle drei Jahre, konnte ich so mein Einkommen jedes mal um mehr als 15% steigern. Somit habe ich allein durch Weiterbildungen eine Humanperformance von ~5% p.a. erreicht.

Bitte versteh meinen Weg aber nicht so, dass du unbedingt tausende Franken oder Euro in Weiterbildungen investieren musst. Vielmehr ist meine Herangehensweise so gewesen, dass ich immer etwas Neues lernen wollte. Mit den neuen Technologien wie YouTube, Udemy oder anderen kostenarmen Plattformen hast du jederzeit die Möglichkeit dich weiterzubilden. Durch eine solche Strategie habe ich beispielsweise meine versäumte finanzielle Bildung nachgeholt. Aber auch technische Interessen wie die Mikrocontroller-Programmierung konnte ich mir so aneignen. Im Beruf kann ich dieses Wissen zwar nicht direkt nutzen, jedoch ermöglicht mir ein Blick über den Tellerrand ein tieferes Verständnis über den Aufbau von IoT-Systemen (was mein Job ist).

Abschliessende Worte

Jeder sollte sich selbst um seine Geldanlage kümmern. Es nützt nichts, eine Strategie zu kopieren, wenn man diese nicht bis ins Detail versteht. Wie du mit dem Investieren beginnen und dein Vermögen stetig vermehren kannst, erklärt dir unter anderen Finanztipp. Grundsätzlich gilt aber, dass du nur in Asset Klassen und Wertpapiere investieren solltest, wenn du diese verstehst. Ich gebe zu, dass es am Anfang sehr viele Informationen sind, die auf einen einprasseln. Ausserdem solltest du dich in Acht vor Betrügern nehmen, die dir versprechen, dass du in X Tage mehrere Tausend Franken machen wirst. Da ist meist irgend ein komisches System dahinter, bei dem vor allem der Anbieter profitiert.

Ich hoffe, dass dir meine Ausführungen gefallen haben. Hast du eine Idee für Optimierungen oder eine Frage? Zögere bitte nicht, mich danach in den Kommentaren zu fragen.

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